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Dekarbonisierung von Immobilien: Die Zukunft von Gebäuden

Dekarbonisierung von Gebäuden – eines der Top-Themen auf der EXPO Real

Der Klimawandel ist inzwischen spürbar, die Eindämmung der Klimaerwärmung unumgänglich. Verursacher der steigenden Temperaturen ist vor allem der Ausstoß von Kohlendioxid CO2, das bei der Verbrennung fossiler Energieträger entsteht. Dabei stehen Gebäude und Verkehr (nach Energiewirtschaft und Industrie) an dritter und vierter Stelle der Verursacher (bmuv.de/media/infografiken-zur-klimabilanz). Vorgabe auf dem Weg zur klimaneutralen Stadt ist, dass bis 2030 der CO2-Ausstoß von Gebäuden etwa halbiert wird und bis 2050 Gebäude komplett klimaneutral sind. Diese Ziele zur Dekarbonisierung von Immobilien sind nur durch innovative Lösungen beim Bau, bei der Sanierung und beim Betrieb von Gebäuden zu erreichen.

Die Dekarbonisierung von Städten und Gebäuden wird in diesem Jahr, neben vielen weiteren Zukunftsthemen, auf der Transform & Beyond by EXPO REAL behandelt.

Welche Teilnehmer zum Thema Dekarbonisierung waren auf der EXPO REAL 2023 zu finden?

Zu den Teilnehmern, die sich und unterschiedliche Produkte, Ideen, Strategien zum Thema Dekarbonisierung vorstellen, gehören:

  • Unternehmen, die sich mit Themen rund um E-Mobilität befassen wie GP Joule Conncet, Kathrein Solutions, Mer Germany, Numbat und The Mobility House;
  • Zwei Unternehmen für Kreislaufwirtschaft, Easycircular Umweltmanagement und die PreZero Stiftung;
  • Sistems, die sich mit gebäudetechnischen Systemlösungen befassen, sowie die Smart Building Innovation Foundation, die technische Anwendungslösungen für smarte Gebäude erarbeiten, und Synavision, Anbieter von Softwarelösungen für Smart Buildings;
  • Danfoss ist Anbieter von Produkten zur Wärme- und Kältetechnik, Kalorimeta entwickelt smarte Thermostate für Wohnimmobilien;
  • Das Buro Happold befasst sich auf Quartiersebene mit nachhaltiger Stadtentwicklung und Thost Projektmanagement setzt gezielt auf Projekte rund um die Zukunftstechnologien Wasserstoff, E-Mobilität und Dekarbonisierung;
  • über PV-Anlagen informieren Energetica Industries und Sunrock Investment;
  • und Binderholz präsentiert Baulösungen aus Holz.
  • Vertreten ist auch die Climate Positive Europe Alliance, die Non-Profit-Organisation der europäischen nationalen Organisationen für nachhaltiges Bauen mit Sitz in Brüssel.
  • Alvéole befassen sich mit naturbasierten und vor allem bienenfreundlichen Lösungen für „grüne“ Städte und verweisen auf Kunden wie CBRE, JP Morgan Chase, Marriott und nuveen, die bereits ihre Immobilien entsprechend nutzen.
  • Und last, but not least stellt sich „natürlich“ vor, ein Fruchtsafthersteller, ein junges Unternehmen, das Produkte aus biologischem Anbau verarbeitet. Dabei geht es weniger um die Fruchtsäfte als solche, als vielmehr darum, solche Unternehmen zu unterstützen, um damit einen Ausgleich für CO2-Emissionen zu schaffen.

Welche Veranstaltungen gibt es rund um die Themen Dekarbonisierung und klimaneutrale Stadt?

In der Decarb Arena befassten sich die Diskussionen vor allem mit grundsätzlichen Themen wie mit dem Pariser Klimaabkommen und der 1,5º-Grenze sowie der Frage, was draus für die Immobilienwirtschaft folgt, aber auch damit, wie man speziell die Dekarbonisierung im Bereich Wohnen, Bürostandorten und in der Stadtlogistik vorantreiben kann. Auch die Erneuerung und Umgestaltung von Städten für „gesunde Menschen und einen gesunden Planeten“ standen auf dem Programm. Und da vor allem der Energiebedarf ein beherrschendes Thema ist, galt es auch, diesen „alles andere als einfach(en)“ Komplex genauer zu beleuchten. Ebenso war die Frage, ob die Dekarbonisierung der Städte zu einem Konkurrenzvorteil von Europa werden kann, von vitalem Interesse für alle Beteiligten.

Aber auch in anderen Foren der EXPO REAL stand Dekarbonisierung von Immobilien und Städten mehr oder weniger direkt auf dem Programm. So gab es im EXPO REAL Forum einen Block „Stadtentwicklung“, in dem es unter anderem um Mobilität und die Frage nach mehr Lebensqualität in den Städten ging, unter „Veränderungen“ wurde „Climate Action: Walk the Talk“ gefordert. Das REAL ESTATE INNOVATION Forum wiederum befasste sich mit Bauen im Bestand „Turn old into smart for a new climate“. Und auf der GRAND PLAZA stand die Innenstadt auf dem Prüfstand mit „Großbaustelle Innenstadt: Wie gelingt die Transformation?“.

Was bedeutet Dekarbonisierung?

Dekarbonisierung bedeutet die Reduzierung von Kohlendioxid-Emissionen (CO2-Emissonen) durch den Einsatz kohlenstoffarmer oder – besser noch – kohlenstofffreier Energiequellen. Kohlenstofffreie Energiequellen sind erneuerbare Energien wie Wind, Sonne, Erdwärme, Wasserkraft oder Biomasse. Auch Holz ist eine erneuerbare Energiequelle, setzt jedoch beim Verbrennen das einstmals gespeicherte CO2 frei. Ziel der Dekarbonisierung ist es, den Klimawandel zu begrenzen und die Erwärmung der Erde einzudämmen. Angestrebt ist, die Erderwärmung auf deutlich unter der Marke 20º Celsius zu begrenzen – derzeit liegen wir bereits bei 1,1º Celsius über dem vorindustriellen Niveau.

Da die gesamte Wirtschaft und unser heutiges Leben auf Energienutzung beruhen, sind nahezu alle Bereiche von der Transformation hin zu klimaneutraler Energienutzung betroffen. Auch die Immobilienwirtschaft ist gefragt, die Energienutzung bei Gebäuden und Immobilien klimaneutral zu gestalten.

Dekarbonisierung von Immobilien

Nach Angaben des Bundesumweltministeriums entfallen auf den Gebäudebereich 16 Prozent (rund 120 Tonnen) der CO2-Gesamtemissionen in Deutschland. In diese Berechnung fließen jedoch nur die Emissionen ein, die beim Betrieb des Gebäudes entstehen, also beim Heizen, Kühlen, der Warmwasseraufbereitung, und beim Verbrauch von Strom für Beleuchtung, Haushaltgeräte und andere Technik im Haus. Rechnet man noch die so genannte graue Energie dazu, die nötig ist, ein Gebäude zu errichten – diese Energie wird größtenteils dem Sektor Industrie zugerechnet –, so liegt der Anteil des Gebäudesektors an den CO2-Emissionen bei gut 30 Prozent.

Um zunächst beim Betrieb von Gebäuden zu bleiben: Bei Neubauten haben die immer strengeren Vorgaben der Energie-Einsparverordnung, seit 2020 des Gebäudeenergiegesetzes zu einer relativ hohen Energieeffizienz beim Betrieb der Immobilien geführt. Die weitaus größere Herausforderung ist die energetische Sanierung des Gebäudebestands. 2022 wurden in Deutschland rund 19,5 Millionen Wohngebäude und 3 Millionen Nicht-Wohngebäude (Büroimmobilien, Hotels, Sporthallen, Kirchen, Schulen, Supermärkte usw.) gezählt, davon entstanden 5,7 Prozent in den letzten 20 Jahren. Mit anderen Worten: Bei dem Gros der Gebäude sind energetische Sanierungsmaßnahmen erforderlich, soll der CO2-Ausstoß beim Betrieb von Gebäuden nachhaltig gesenkt werden.

Sanierung von Bestandsimmobilien

Bei der Sanierung von Bestandsimmobilien hat sich in den vergangenen Jahren in Deutschland nur wenig getan. Vor allem bei den 43,4 Millionen Wohneinheiten (destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Wohnen/_inhalt.html) liegt die durchschnittliche Sanierungsquote bei etwas mehr als einem Prozent – das sind etwa 500.000 Wohnungen. Um die Klimaziele im Wohnungsbestand zu erreichen, wäre die die doppelte Sanierungsquote nötig (bmwk.de › Redaktion › 2021/06).

Energetische Sanierung bedeutet in erster Linie, dafür zu sorgen, dass Gebäude einen möglichst geringen Heizbedarf haben. Vorrangige Mittel sind, die Dichtigkeit von Fenstern und Türen zu erhöhen und die Gebäudehülle zu isolieren, so dass weniger Wärme aus den Innenräumen entweicht. Ebenfalls dazu gehört, den Energiebedarf (Warmwasser, Strom) über Solar- und Photovoltaik-Anlagen zu verringern und für das Heizen in der kalten Jahreszeit weitgehend auf nichtfossile Energiequellen zurückzugreifen. Zudem können Steuerungssysteme den Wärmebedarf in den einzelnen Räumen regeln und damit auch zur Energieeinsparung beitragen.

Mit der Dekarbonisierung zur klimaneutralen Stadt

Eine nachhaltige Dekarbonisierung muss von den Städten ausgehen. Hier entstehen rund 80 Prozent des globalen CO2-Ausstoßes (bmz.de/de/themen/klimawandel-und-entwicklung/stadt-und-klima), in europäischen Städten sind es mehr als 70 Prozent (germany.representation.ec.europa.eu/news/neun-stadte-deutschland-nehmen-der-eu-mission-100-klimaneutrale-stadte-teil-2022-04-28_de). Dafür ist nicht nur die Gebäudedichte verantwortlich – immerhin leben 75 Prozent der EU-Bürger in städtischen Gebieten –, sondern unter anderem auch Verkehr und Mobilität sowie Produktion und Industrie. Gleichzeitig sind es die Städte, in denen die Klimaerwärmung am heftigsten zu spüren ist. Ein Ziel der EU-Klimapolitik ist daher, bis 2030 die klimaschädlichen Emissionen in den Städten um 55 Prozent zu senken und 2050 Klimaneutralität zu erreichen (netzerocities.eu).

Das bedeutet nicht nur mehr möglichst klimaneutrale Gebäude, es bedeutet auch veränderte Mobilität in den Städten. Die Rede in diesem Zusammenhang ist oft von der 15-Minuten-Stadt, in der man zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln innerhalb von 15 Minuten alle lebenswichtigen Einrichtungen – Einkaufsmöglichkeiten, Parks, Restaurants, Cafés, Post, Arztpraxen, Schulen, Bahnhöfe und möglichst auch Arbeitsplätze – erreichen kann. Das bedeutet eine Abkehr von der Stadt mit einem zentralen Zentrum, in dem sich mehr oder weniger alles konzentriert, hin zu einer polyzentrischen Stadt.

Herausforderungen & Chancen der Dekarbonisierung

In Anbetracht des Klimawandels ist eine Reduktion der CO2-Emissionen unumgänglich und bedarf es gesteigerter Anstrengungen, um das Ziel bis 2030 zu erreichen, diese Emissionen im Gebäudebestand um gut die Hälfte zu verringern. Das jüngste politische Hin und Her um das Gebäudeenergiegesetz (GEG) hat diese Aufgabe nicht einfacher gemacht. Hinzu kommt, die wirtschaftliche Situation – die Immobilienbranche leidet unter hohen Finanzierungskosten, Fachkräftemangel sowie Inflation, die zu steigenden Bau- und Sanierungskosten führt. Nach Schätzungen liegen diese Kosten pro Quadratmeter Wohnraum zwischen 400 bis 900 Euro, je nachdem, welcher Standard gewählt wird und wie viel saniert werden muss. Dafür gibt es entsprechende Fördergelder, die jedoch die Kosten nicht komplett abdecken. Die Frage ist auch, welche Maßnahmen wirklich sinnvoll, sprich: besonders effizient sind – Entscheidungen, die im Einzelfall zu treffen sind. Allein eine Dämmung der Außenfassade bringt 19 Prozent Energieersparnis, die Erneuerung der Fenster rund 7 Prozent. Beides zusammen reduziert den Energiebedarf bereits um ein Viertel. Dämmt man auch noch das Dach/die obere Geschossdecke und den Keller, beläuft sich die Energieersparnis auf mehr als ein Drittel. Und je besser ein Gebäude isoliert ist, desto eher ist es möglich, eine weitgehend klimaneutrale Heizung wie eine Luft-Wärme-Pumpe einzusetzen.

Auch wenn manchen im Moment die Kosten für solche Maßnahmen abschrecken, ist auch klar, dass in absehbarer Zeit energetisch nicht sanierte Gebäude deutlich an Wert verlieren werden. Maßnahmen zur Bekämpfung der CO2-Emissionen helfen also nicht nur dem Klima, sie steigern auch den Wert einer Immobilie und verhindern mittel- und langfristig Wertverluste.

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